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Sara Steden

Achtsamkeit - ein Date mit dir selbst

Kennst du das? Du steigst ins Auto oder aufs Fahrrad, fährst eine Strecke, die du gut kennst und kannst dich bei deiner Ankunft am Ziel nicht mehr daran erinnern, wie du dort hingekommen bist? Ich kenne das sehr gut :) vor allem in Zeiten, in denen ich viel zu tun habe, möglichst effizient sein will und es sich manchmal so anfühlt, als hätte ich keine Zeit, um auch nur einmal tief ein- und auszuatmen.


Was in der Evolution sinnvoll ist, kann im Alltag seine Tücken haben. Unser Gehirn ist darauf ausgelegt, möglichst effizient zu arbeiten. Das bedeutet, sobald wir bestimmte Handlungen oder Situationen häufig erlebt haben, schalte es auf eine Art Autopiloten, um effizienter arbeiten zu können. Das spart Energie und Zeit. Bewegungen laufen automatisch ab und in Situationen mit anderen Menschen reagieren wir häufig so, wie wir es in der Vergangenheit erlebt und gelebt haben. Das führt dazu, dass wir unsere eigenen Grenzen vielleicht gar nicht mehr wahr oder ernst nehmen oder uns neuen Möglichkeiten verschließen, einfach, weil wir einen anderen Ausgang einer scheinbar bekannten Situation nicht auf dem Radar haben.


Tipp:

Eine schöne Körperübung um den inneren Blick wieder weit werden zu lassen, ist den Blick ganz physisch auf den Horizont zu richten.



Was bedeutet Achtsamkeit?


Achtsamkeit bedeutet, im Umgang mit sich selbst und anderen, jeden Moment bewusst wahrzunehmen und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass der Ausgang einer Situation sich jederzeit ändern kann.


Achtsamkeit bedeutet, eine Situation anzunehmen wie sie ist, die Gefühle anzuerkennen, die durch die Situation ausgelöst werden, ohne diese zu bewerten. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, eine Wahl für den Ausgang einer Situation zu schaffen.


Achtsamkeit bedeutet, innen zu halten und wahrzunehmen was in diesem Moment präsent ist, ohne daran etwas ändern zu wollen. Das kann Freude, Wut, Neugier, Scham, Neid, gar nichts oder jedes andere Gefühl sein.


Achtsamkeit bedeutet, Situationen und damit aufkommende Gefühle und Gedanken mit einem inneren Abstand zu beobachten, mit Wohlwollen zu erforschen und die eigene Reaktion darauf zu wählen.

Achtsamkeit bedeutet NICHT, alles in eine rosa Wolke aus Zuckerwatte zu packen, die ganze Zeit entspannt in der eigenen Mitte ruhend, immer gut gelaunt und freundlich zu sein.


Durch das Üben von Achtsamkeitstechniken wird die Aufmerksamkeit auf den Moment gelenkt und das „Autopiloten-Dasein”, das unbewusst und automatisch auf (Stress-) Reize reagiert, verlassen.

Die Selbstwahrnehmung wird durch kurze Momente des Innehaltens geschult und somit unsere Fähigkeit der Selbstregulation erhöht. Auf diese Weise ermöglicht uns das Anwenden der Achtsamkeit, die eigenen Bedürfnisse wahr- und ernstzunehmen und im besten Fall entsprechend zu handeln. (Oder die Entscheidung zu treffen, es nicht zu tun!) So können wir uns aus einer passiven Haltung, in der die äußeren Umstände für unser Unwohlsein verantwortlch sind, befreien und einen Schritt in Richtung Selbstbestimmung und Eigenverantwortung gehen.


Die persönliche Freiheit liegt zwischen Reiz und Reaktion!



Wie sieht Achtsamkeit in der Praxis aus?


Durch das Üben von Achtsamkeitstechniken wird die Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt gelenkt und das „Autopiloten-Dasein“ mit unbewussten und automatischen Reaktionen verlassen. Eine wohlwollende und neugierige Grundhaltung ist eine schöne Basis für das Üben!


Formale und informale Praxis


Die formale Praxis ist durch einen vorgegebenen und teilweise ritualisierten Ablauf gekennzeichnet. Darunter fallen z.B. Übungen wie der Bodyscan, Meditationen und ruhige Formen das Yoga,


Neben der formalen Praxis gibt es noch eine informale Praxis, die durch eine achtsame innere Haltung gekennzeichnet ist. Alltägliche Handlungen, wie Zähneputzen, Abwaschen, Gärtnern, im Stau stehen, Gehen, Arbeiten usw. werden achtsam und bewusst ausgeführt.


Je öfter eine Handlung ausgeführt wird oder sie bereits zur Routine geworden ist, umso unachtsamer werden wir in der Regel. Oder denkst du noch darüber nach, wie du deine Schuhe bindest?

Darum kann es sinnvoll sein, gewohnte und routinierte Abläufe immer wieder zu verändern, auch wenn uns alle Effizienz- und Produktivitätsbücher vielleicht das Gegenteil schmackhaft machen wollen!


Tipp:

Mit dem „anderen“ Bein zuerst in die Hose oder die Zähne mal mit der nicht-dominanten Hand putzen.



Wenn dir der Artikel gefallen hat und du gerne tiefer in das Thema einsteigen möchtest, findest du viele Anregungen, Literatur und Programme von zwei bedeutenden Lehrern - Jon Kabat-Zinn und Thich Nhat Han.


Jon Kabat-Zinn

Entwickler von MBSR = Mindful Based Stress Reduction. MBSR ist ein achtwöchiger Kurs, in dem teilweise aus Hatha Yoga, Vipassana und Zen stammende, aufeinander abgestimmte Aufmerksamkeitsübungen und die Achtsamkeitsmeditation miteinander verbunden sind.


Er ist der Gründer der Stress Reduction Clinic & Center of Mindfulness in Medicine, Health Care + Society sowie Autor vieler Bücher über Achtsamkeit.


Thich Nhat Han

War ein vietnamesischer Mönch, der sich zeit seines Lebens für Frieden und soziales Engagement eingesetzt hat. Er war der Gründer von Hilfsorganisationen, offenen buddhistischen Gemeinschaften und des Europäischen Institutes für angewandten Buddhismus. Eines seiner, wie ich finde, schönsten Bücher ist "Mein Leben ist meine Lehre“.


...oder du nimmst an meinem Retreat „Achtsamkeit, Yoga & Meditation“ teil!


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